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AVIVA-BERLIN.de im Dezember 2024 - Beitrag vom 22.11.2017


Freie Universität Berlin engagiert sich für Selbstbestimmung und ein respektvolles Miteinander
Sylvia Rochow

Die Richtlinie zum Umgang mit sexualisierter Diskriminierung und Gewalt der Freien Universität Berlin seit 2015 in Kraft. Anfang November 2017 stellte sich die FU in einer Themenwoche gegen sexualisierte Diskriminierung und Gewalt. Webseite "Nein heißt Nein" freigeschaltet.




Vom 6. bis 9. November 2017 fand an der Freien Universität Berlin (FU) unter dem Motto "Für Selbstbestimmung und ein respektvolles Miteinander!" eine Themenwoche gegen sexualisierte Diskriminierung und Gewalt statt – durch die nur einen knappen Monat zuvor entfachte #MeToo-Debatte unter besonders aktuellen Vorzeichen.
Ziel des Veranstaltungsangebots war es, allen Interessierten eine einführende oder vertiefende Auseinandersetzung mit der komplexen Thematik zu ermöglichen, die sich in sämtlichen Lebens- und Arbeitsbereiche findet – damit auch an Hochschulen. Nach Schätzungen hat jede zweite Studierende bzw. Beschäftigte schon einmal diskriminierende oder Gewalterfahrungen gemacht.

Eingeleitet wurde das vielfältige Programm von einer Podiumsdiskussion zum Umgang mit sexualisierter Diskriminierung und Gewalt an der Hochschule. Unter anderem die Kanzlerin der Freien Universität Berlin, Dr. Andrea Bör, Dr. Mechthild Koreuber (Zentrale Frauenbeauftragte), Brigitte Reysen-Kostudis (Studienberatung und psychologische Beratung) sowie Nathalie Schlenzka von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes tauschten Erkenntnisse und Strategien aus ihren jeweiligen Arbeitsbereichen aus. Dem schloss sich eine von Heike Pantelmann (Margherita-von-Brentano-Zentrum) moderierte lebhafte Diskussion mit dem Publikum an.

Zu den wiederholt geäußerten Anliegen zählte die Steigerung des Bekanntheitsgrades der im März 2015 an der größten Berliner Hochschule in Kraft getretenen "Richtlinie zum Umgang mit sexualisierter Diskriminierung und Gewalt der Freien Universität Berlin" sowie deren Erweiterung um den Komplex Rassismus. Einigkeit bestand auch darin, dass die Hürden zur Hilfesuche und zur Unterstützung gesenkt werden müssten und gleichzeitig darauf zu achten ist, eine Viktimisierung zu vermeiden. Möglichst sämtliche Ansprechpersonen – von PförtnerInnen über Lehrende bis zum Leitungspersonal – sollten sensibilisiert werden, um es jedem Menschen, der sich auf dem FU-Campus aufhält, zu ermöglichen, sich frei zu bewegen, zu studieren, zu lehren, zu arbeiten oder zu forschen.

Darauf zielt auch die neue FU-Webseite unter dem Motto "Nein heißt Nein" ab, die im Rahmen der Themenwoche freigeschaltet und vorgestellt wurde. Sie bietet Handlungshilfen sowohl für Betroffene als auch für Personen, die in ihrem Umfeld sexualisierte Diskriminierung und Gewalt beobachten. Darüber hinaus befinden sich auf der bewusst zentral, und nicht bei den Frauenbeauftragten angesiedelten Webseite eine Liste mit Beratungsstellen, eine Übersicht über die rechtlichen Regelungen sowie allgemeine Informationen zum Thema.

Einen internationalen Blick auf die Thematik wagte die Regisseurin und FU-Absolventin Margaretha Wolff mit ihrem deutsch-kolumbianischen Dokumentarfilm "Gender based Violence & Discrimination at Universities", der an den FU-Standorten in Dahlem und Lankwitz gezeigt und diskutiert wurde. Über rechtliche Möglichkeiten gegen sexualisierte Gewalt informierte Rechtsanwältin Ronska Verena Grimm.

Besonders beeindruckend gestaltete sich der Vortrag "Feminismus im Netz und das gewaltvolle Echo". Jasna Strick, Mit-Initiatorin des #aufschrei, der mit dem Grimme Online Award 2013 ausgezeichnet wurde, gab anschaulich aufwühlende Einblicke in ihre Erfahrungen mit sexualisierter Diskriminierung inner- und außerhalb des Internets. Die Autorin, Bloggerin und Referentin hat zahlreiche Texte zu den Themen Geschlechtergerechtigkeit, (Netz-)Feminismus sowie Gewalt im Netz veröffentlicht und macht immer wieder auf sexistische Strukturen in unserer Gesellschaft aufmerksam.

Organisiert wurde die Themenwoche von der zentralen FU-Arbeitsgruppe gegen sexualisierte Diskriminierung und Gewalt, der Vertreterinnen und Vertreter aus dem Präsidium, der Personalabteilung, den Fachbereichen, der Personalvertretung, der Studien- und psychologischen Beratung sowie die Zentrale Frauenbeauftragte angehören. Das Gremium wurde bei der Planung einzelner Veranstaltungen zudem durch den Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, mehrere dezentrale Frauenbeauftragte und das Frauen*referat des Allgemeinen Studierenden-Ausschusses unterstützt.

Vergleichbare Richtlinien wie die der Freien Universität Berlin, die Zuständigkeiten, Sanktionen und Maßnahmen regeln, gibt es bundesweit an schätzungsweise 30 bis 40 Prozent der Hochschulen. Als besonders umfassend gilt der 2015 novellierte und erweiterte Kodex der Universität Konstanz, der u.a. auch Ungleichbehandlungen aufgrund von Alter, Behinderungen, Ethnie, Nationalität oder Religion umfasst.

Weitere Infos unter:

FU-Themenwoche gegen sexualisierte Gewalt und Diskriminierung: www.fu-berlin.de/sites/frauenbeauftragte

"Nein heißt Nein": www.fu-berlin.de/sites/nein-heisst-nein

Dokumentarfilm "Gender based Violence & Discrimination at Universities": www.youtube.com

Autorin und Bloggerin Jasna Strick: www.jasnastrick.de

Richtlinie zum Umgang mit sexualisierter Diskriminierung und Gewalt der Freien Universität Berlin: www.fu-berlin.de

Richtlinie gegen Diskriminierungen und sexualisierte Gewalt der Universität Konstanz: www.uni-konstanz.de

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Beitrag vom 22.11.2017

Sylvia Rochow